Cancel Culture und Rufmord
YouTube, 01.07.2023: Expertise von Prof. Dr. Christian Rieck. Cancel Culture beschreibt das Vorgehen, Personen wegen (vermeintlichem oder tatsächlichem) Fehlverhalten aus dem öffentlichen Diskurs auszuschliessen. Es gehen oftmals Rufmordkampagnen voraus, bei denen Äusserungen bewusst verzerrt interpretiert oder wiedergegeben werden.
Weitere Informationen von Team Rick:
- Cancel Culture, ein Begriff, der in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Er beschreibt den öffentlichen Boykott und die Ächtung einer Person aufgrund vermeintlich unangemessenen Verhaltens oder kontroverser Aussagen. Eine der ersten Stufen dieses Prozesses ist oftmals ein Rufmord, bei dem Wörter absichtlich missinterpretiert und verdreht werden, um die Reputation einer Person zu schädigen.
- Historisch gesehen gab es immer wieder Ereignisse, die als Vorläufer der heutigen Cancel Culture angesehen werden können. Ein Beispiel dafür ist die McCarthy-Ära in den USA in den 1950er Jahren, als vermeintliche Kommunisten gejagt und diffamiert wurden. Ähnlich wie beim Rufmord wurden hier Worte und Aussagen aus dem Kontext gerissen, um Menschen zu diskreditieren und ihre Karrieren zu zerstören.
- Die Spieltheorie bietet uns ein interessantes Werkzeug, um das Verhalten der Akteure in diesem Kontext zu analysieren. Eine der grundlegenden Erkenntnisse ist, dass ständige Rufmord-Attacken im Kleinen dazu führen, dass die betroffene Person sich in eine Ecke bewegt, in der sie zuvor gar nicht war. Durch wiederholte Angriffe erhöht sich die Angriffsfläche, und die betroffene Person gerät in einen Teufelskreis, der ihren Ruf weiter schädigt.
- Ein weiteres Konzept, das in der spieltheoretischen Analyse von Cancel Culture relevant ist, ist das Koordinationsgewicht, das es unmöglich macht, eine neutrale Position einzunehmen.
- Die Auswirkungen von Cancel Culture und Rufmord auf individuelle Karrieren, Meinungsfreiheit und den gesellschaftlichen Diskurs sind enorm.
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